[Plot 1] As time goes by...

- Edit -

Kendra hörte der sanften Stimme ihres Sohnes zu. Es war schön, wie er versuchte sie zu beruhigen, und um Specter ebenfalls etwas Ruhe zu geben, bemühte sie sich, abzuschalten. Avani und Shakir waren in sicherheit. Ausnahmsweise, vertraute sie Shakir. Kendra hielt inne, als Specter sie nach dem Vater fragte. Nachdneklich, starrte sie n die Ferne. Sie gab Specter auf seine Frage keine Antwort, sondern schenkte ihm nur ein Lächeln.


Kendra wusste nicht, was sie ihm antworten sollte. Sie hatte diese Frage nicht erwartet. Deshalb, suchte sie nach einer Ablenkung. Kendra hielt inne, als sie den Fremden Geruch vernahm. Und in der Nähe der Fremden, musste auch Shakir und Avani sein, denn sie konnte die beiden riechen, und glaubte sogar, Avanis Stimme hören zu können. Die Mutter richtete sich auf, und suchte mit den Augen die nahe Gegend ab.
Tatsächlich, dort hinten war eine Tigerdame zu sehen. Kendra musste sich sehr bemühen, um das Tier wirklich sehen zu können. Nervös, streckte sie den Kopf dem Himmel entgegen, um besser sehen zu können. Tatsächlich. Dort war ein Tiger.


Sanft, stupste sie Specter mit der Pfote an, er solle laufen. "Dort hinten sind deine beiden Geschwister", murmelte sie ihm mit sanfter Stimme zu. Sie mochte es nicht, Specter stänig tragen zu müssen. Der Kleine sollte lernen, dass er nicht die ganze Zeit bei seiner Mutter bleiben konnte, auch wenn es ihr schwer fiel, und sie ihre Jungen niemals weit weg gehen lassen würde.
Specter war für sie einfach etwas...einzigartiges.
Natürlich würde sie niemals behaupten, die beiden anderen Kätzchen wären ihr nichts besonderes...im Gegenteil. Nur Specter....er war einfach anders.

Das Brüllen Kumanis hatte übrigens nicht nur ihrer eigenen Unterhaltung gedient, sondern vorrangig als Reviermarkierung. Es sollte weit übers Land hörbar gewesen sein und somit jedem fremden Tiger vermitteln, wer hier ansässig war. Ein wichtiges Prozedere, wenn man nicht ständig ungebetene Gäste um sich haben wollte, die dann vielleicht noch irgendwelche Ansprüche stellten. Immer wieder versuchte die Katze, auf mehr oder weniger subtile Art und Weise, kleine Lehrstunden in Situationen einzubauen, doch war ihre Vermutung, dass es die Jungtiger eher weniger interessierte bzw. ihre Aufmerksamkeit schwer auf solche Kleinigkeiten zu lenken war. Vielleicht mussten sie sich einfach noch die Hörner abstoßen, um sich ihrer Aufgabe bewusst zu werden, auch die junge Kumani hatte lange gebraucht, um in die Verantwortung hineinzuwachsen, daher gab es wohl noch Hoffnung.

“Brechen wir auf.“

Erwiderte sie schließlich mit einem knappen Nicken in Richtung Selene, die ihr mit ihrer ruhigen Art schon immer sympathisch gewesen war. Eine zuverlässige Katze, die man immer als Rückendeckung gebrauchen konnte. Ohnehin tat sich Kumani schwer mit der Aufnahme von neuen Mitgliedern beziehungsweise nahm sich das Recht, ihnen gegenüber lange Zeit großes Misstrauen zu hegen, bis sie sich als würdig und zuverlässig bewiesen haben. Aber derzeit lag eben die Verantwortung in ihren Pfoten und nicht selten wünschte sie sich den Rat und Beistand von Fedi, Shun oder Aynur zurück. Keiner aus der alten Horde war ihr erhalten geblieben. Jeden Tag wurde ihr von neuem bewusst, wie groß die Bedeutung der beiden Jungtiere war, die das Blut der ehemaligen Alpha in sich trugen.

Langsam hatte sich Kumani in Bewegung gesetzt, nicht ohne vorher nochmal einen kurzen Seitenblick in Richtung der beiden Geschwister zu werfen, ob jene ihnen folgen würden. Wollte sie wirklich einen ruhigen Spaziergang von den beiden Tunichtguten stören lassen? Ja, diese Opfer nahm sie in kauf, denn nach wie vor war es ihr immer noch lieber, sie in der Nähe zu wissen, denn auf den Ausflügen der jungen Tiger war alles möglich.

[Bei Selene, Imiak, Kalyanai || wendet sich zum Gehen]

Kalyani schnurrte Imiak leise ins Ohr, als sie Kumani dabei beobachtete, wie sie sich langsam zum Gehen bewegte. Die Katze hatte genau diesen Blick auf dem Gesicht, den Jungtiere immer aufsetzen, wenn sie verzweifelt versuchen, ein Grinsen zu verstecken, während sie sich einen gemeinen und sicher nicht ganz ungefährlichen Plan ausklügeln, um ein Abenteuer zu beginnen. Und genau das tat Kalyani gerade. Wenn Kumani mit Selene fort ging, konnten Imiak und sie endlich dieses Gebiet erkunden, zu dem sie bis jetzt nie gekommen waren. Langsam erhob sich Kalyani, entfernte sich ein wenig von ihrem Bruder und schaute Kumani nach, machte aber keine Anstalten, ihr zu folgen.

“Ich denke, ich komm' mal nicht mit. Aber viel Spaß euch!“

Die junge Katze wollte nicht für Imiak mitsprechen, schaute ihn aber mit einem viel sagenden Blick an, der ihm zeigen sollte, dass sie einen Plan hatte. Eine Idee, ein neues Ziel. Mit ihrem Schwanz wedelnd drehte sich Kalyani um und trottete langsam in die Richtung, in die sie gehen wollte. Ihre Ohren zuckten, sie lauschte, ob Imiak ihr folgen würde, auch wenn sie das schon sicher erwartete. Er ließ sich doch auch keine Gelegenheit entgehen, Dinge zu erforschen.

Kalyanis Gedanken schwebten weiter, über die Steppe, am Fluß entlang, zum Gebirge, das die Oase einkreiste und schützte. Dort hatte sie vor ein paar Tagen einen Höhleneingang gesehen, einige Meter über dem Boden. Sie würden wohl eine ganze Weile klettern müssen, um dort anzukommen. Aber die Neugierde war groß genug, um sie die Steine hochzutreiben. Warum auch immer diese Höhle soviel Anziehungskraft auf Kalyani ausübte – sie tat es. Und sie würde erst ruhen, wenn sie Imiak mit in die Höhle getrieben und sie gänzlich erforscht hatte.

[noch bei Imiak, etwas entfernt Kumani, Selene und Mioana]

Während Nocona durch die Savanne trottete, brachte er einige gelbe Gräser zum Umknicken. Am Himmel war keine einzige Wolke zu sehen und es war warm. Noconas Ohren drehten sich in verschiedene Richtungen, um Geräusche feststellen zu können, doch im Moment konnte er noch keine finden. Es war merkwürdig ruhig und dazu auch noch windstille. Noconas große Pranken liefen scheinbar unbeschwert durch den eher sandigen Untergrund, aber in Wirklichkeit bräuchten sie unbedingt eine Pause. Doch diese Pause erlaubte Nocona sich nicht, so nötig er sie vielleicht hatte. Sein Blick stur geradeaus blickend ging er seinen Weg. Er kam alleine und blieb auch den ganzen Weg alleine. Woher er kam? Das ist nicht schwer zu sagen, Nocona kam aus der Wüste. Die Dürre dort war er gewohnt und hatte sie auch ertragen können, da er immer zum Fluss gewandert war, um dort Wasser zu trinken. Doch seit längerem war vom Fluss nichts anderes als Schlamm übrig geblieben und so war er wohl oder übel dazu gezwungen weiter zu laufen. Missmutig wirbelte er Staub auf, Staub der so trocken wie seine Kehle war. Normalerweise hatte Nocona gute Laune, doch da er Durst hatte und es nicht unbedingt gewohnt war so weit zu laufen, um Wasser zu trinken, beeinflusste das eben seine Laune. Auch seine Angewohnheiten hatten sich geändert, sonst achtete er nicht gerade viel auf seine Umgebung, die meist aus Sand bestand, aber jetzt war er sehr gereizt und horchte immer wieder unruhig, was in seiner Umgebung so alles war. Schließlich blieb er doch kurz stehen und blickte hoch in den Himmel.

Ein paar Wolken mehr, wären jetzt auch nicht schlecht...dann würde die Dürre vielleicht endlich verschwinden und ich könnte nach Hause zurück kehren. Wie ich die Wüste jetzt schon vermisse mit ihrer Ruhe...

Fast unwillig schüttelte Nocona seinen großen Kopf und setzte seinen Weg wieder fort. Seit kurzem hatte er Fährten anderer Tiger gefunden und denen folgte er nun, in der Hoffnung sie würden ihn zu einer Wasserstelle führen. Ja Wasser war es, was er wirklich brauchte. Sein körperlicher Zustand war nicht mehr so gut, wie sonst. Aber sein geistiger war noch der Alte, mal von der Reizbarkeit abgesehen. Plötzlich blieb Nocona abrupt stehen, denn er sah tatsächlich Tiger! Schon lange hatte er keine anderen Tiger mehr gesehen, aber er hatte sie auch nicht unbedingt vermisste und deshalb erstaunte es ihn auch, wie sehr ihn dieser Anblick, im Grunde, erfreute. Das einzigste, das sich an ihm noch bewegte waren seine Schnurrhaare und seine Ohren, die gespitzt den beiden Tigern zugewandt waren. Es schienen zwei weibliche Tiger zu sein – dem Geruch nach zu beurteilen.

Was soll ich jetzt tun? Soll sie ansprechen und sie nach einer Wasserstelle fragen oder soll ich hier warten, bis sie vielleicht weiter ziehen?...ich rieche mehrere Tiger in der Nähe, wahrscheinlich sind es mehr...vielleicht sogar eine ganze Gruppe. Eine Gruppe...früher hab ich davon geträumt in einer zu sein...sollte ich mich ihnen womöglich anschließen?...ich weiß nicht, ich traue denen nicht so recht...obwohl versuchen könnte ich es ja...

Langsam näherte Nocona sich den beiden Tigerinnen. Er stellte fest, dass eine von ihnen schon älter war. Obwohl er immer noch misstrauisch war, beschloss er diese zu fragen.

"Hallo...ich bin Nocona und würde gerne mehr über euch erfahren. Seid ihr eine Gruppe oder habt ihr euch alle nur so getroffen?"

Während er redete, war er jederzeit bereit anzugreifen oder sich zu verteidigen. Obwohl er bei seinem Durst wahrscheinlich sowieso keinen Kampf gewinnen könnte. Aber Nocona konnte sein Misstrauen auch nicht einfach so ausschalten. Deshalb wartete er angespannt auf die Antwort der Tigerin.

[Bei Kumani & Selene/fragt Kumani]

Aus der nähe sah Imiak aus wie ein übergroßer Tanzbär, den ein Wanderzirkus einfach so vergessen und ihn lieber gegen einen Nasenbären eingetauscht hatte. Aber dem war natürlich nicht so, auch wenn die langsamen, geschmeidigen Bewegungen des nicht eben kleinen Katers sehr, sehr geschmeidig wirkten. Kumani und Selene wurden ruhig betrachtet und tief im Innern fand Imiak es durchaus schade, dass Kumani den Platz verließ. Zwar war sie nicht die „erhoffte Ersatzmutter“ geworden, wie sich die Mutter der beiden Racker das wohl ausgemalt hatte, aber ein kleines bisschen „mehr“ an Zuneigung war seitens des Jungen Katers durchaus vorhanden, was angesichts des kleinen Kreises an Tigern, denen er vertraute, nicht weiter verwunderte. Aber Kumani verschwand schließlich aus Imiaks Blickfeld und Sekunden später tat dies indirekt auch Kalyani, als sich jene auf den Weg zu machen schien – hey, aber doch nicht ohne ihn? Ging ja mal gar nicht. Mit einem Grollen das eher Klicklauten nahekam als einem gefährlichen Brüllen, setzte sich der junge Kater in die Fersenstapfen der „großen“ Schwester, die nur geistig größer war als der Racker, der nach dem äussersten Schweifende der Gestreiften schnappt, wenn auch sanft.

„Woooohin....hrm....gehen wir?“

Neugierig reckte der junge Kater den Kopf gen seiner temporären Führerin, wobei Kalyani nicht das erste mal die Richtung vor- und somit den Ton angab. Das leichte Rempeln des Katers war für Kalyani vermutlich nicht allzu ungewöhnlich, aber das erwartete ja auch niemand. Imiak indes begann langsam innerlich zu köcheln, denn ein kleines Abenteuer war immer etwas lohnenswertes. So wie vor einigen Wochen, als man auf die Überreste eines Tigers gestoßen war, allerdings einem, der schon länger tot gewesen war – und das vermutlich schon, ehe die kleine Horde sich Jahre zuvor in diesem Bereich niedergelassen hatte. Während Imiak am liebsten alles mitgeschleppt hätte, hatte er schon wieder vergessen, wie Kalyani reagiert hatte – aber er hatte sich vorgenommen, sich zu revanchieren – und er würde seinen „fürchterlichen“ Plan auch in die Tat umsetzen, davon war Mister Superschlauundkräftig auch überzeugt.


[schaut erst Kumani nach, folgt dann Kalyani]

Selene musterte die beiden Jungtiere, die sich nun in Richtung Höhle begaben. Sie sah zu Kumani und schmunzelte. Vermutlich war Selene nicht die einzige, die die beiden nicht verstand. Oder besser gesagt, wie merkwürdig es doch war, zwei baldige Alphas heranwachsen zu sehen.

Sel lief an Kumanis Seite weiter Richtung Quelle. Hm… Jagen gehen wäre auch nicht schlecht. Aber bei dieser Hitze war ein Spatziergang zum Wasser viel besser.

Wie lange die beiden brauchen, um die Verantwortung zu realisieren… Und umso trauriger wäre es, wenn die Verspieltheit so schnell dem erwachsen werden weicht.

Sie war gespannt, was Kumani dazu meinte. Sel sah gerade aus, achtete auf die Grashalme, die ihre satte Farbe alle verloren hatten und nun langsam nach der Dürre wieder auferstehen.
Und in diesem Moment roch sie einen fremden Geruch. Ein neuer Tiger war im Revier. Sel spannte ihre Muskeln an.

Da ist ein Tiger…
Und ehe sie es ausgesprochen hatte stand der Tiger da. Mutig, das musste man ihm lassen. War es denn immer so selbstverständlich, dass man wohin gehen konnte und aufgenommen wurde? Vielleicht täuschte sich Sel… Wenn er nur auf Durchreise ist?

Sie lauschte den Worten und unterdrückte ein Grollen. Vorsicht war geboten. Sie überliess es Kumani zu reden, der angespannte Blick von Selene sagte genug viel. Es war immer die Vergangenheit, die sie so aufmerksam machte. Jeder kleinste Fehltritt könnte den Tod bedeuten. Jede kleine Unachtsamkeit und man sitzt gefangen in einem Käfig. Okay, er war nur ein Tiger, doch was wenn er nur so scheinheilig tut?

Selene liess ihre Gedankengänge nicht anmerken. Sie beliess es bei dem aufmerksamen Blick und den angespannten Muskeln. Ihre Krallen bohrten sich anfangs in die Erde, beruhigten sich aber schnell wieder, als einige Sekunden verstrichen und der Tiger geduldig auf eine Antwort wartete. Sel schnaubte und sah zu Kumani.


(mit Kumani und Nocuna || auf dem Weg zur Quelle)

Und da drehten die beiden Jungtiere auch schon wieder ab, suchten sich offenbar ihr eigenes Abenteuer fern ab von Kumanis wachsamen Augen. Ein leises Seufzen entwich ihr noch, während sie von der Seite bemerkte, wie sie langsam verschwanden, widmete sich aber stattdessen nun Selene, die an ihrer Seite blieb und offenbar gedachte, sie zur Quelle zu begleiten. Ihre Worte ließen den Blick der alten Katze leicht zur Seite und somit in ihre Richtung wandern, schätzte diese Katze hoch in ihrer Horde. Und sie hatte Recht, verdiente sich ein sachtes Kopfnicken von Kumani.

“Ich werde ihnen ihre Jugend sicher nicht verwehren. Dennoch hoffe ich, dass sie früh genug den Weg einschlagen, der für sie bestimmt ist. Ich weiß nicht, wie lange ich ihnen und den anderen Tigern noch beistehen kann.“

Ruhig sprach sie die Worte, anfangs von leisem Ernst begleitet, doch irgendwie musste sie nun leicht schmunzeln. Warum genau, das blieb nach außen unklar. Ihre Gedanken verweilten kurz bei Esenia, vielleicht ein baldiges Wiedersehen, wer wusste das schon.
Ruhigen Schrittes setzte sie derweil ihren Weg fort in Richtung Quelle, leckte sich kurz über die Nase und genoss die ruhigen Minuten. Lange jedoch sollten sie nicht ungestört bleiben, denn wie Selene richtig bemerkte, erschien ein Kater auf der Bildfläche und Kumanis Haltung spannte sich leicht an. Neben ihrer Begleiterin blieb sie stehen und wandte sich dem Fremden zu, die Schwanzspitze zuckte einmal kurz, ansonsten blieb sie jedoch ruhig und wartete, bis der Kater das Wort erhob.

“Grüße.“

Erwiderte nun auch die Alte und musterte ihn einen Augenblick mit einer Mischung aus Misstrauen und Neugierde. Seine Manieren schienen nicht gerade die Besten, dafür hatten sich die Kumanis in den letzten Jahren noch ein bisschen entwickelt und so würde sie ihm keine Antwort verwehren.

“Die Tiger, die sich in diesem Gebiet befinden, leben in einem mehr oder weniger losen Verband zusammen. Es gibt dennoch eine Rangstruktur und Verantwortung für jeden Einzelnen. Was führt dich also zu uns, .. wie war doch gleich dein Name?“

Wie sie diese Worte sprach, klang sie beinahe so, als würde sie sich entschuldigen, seinen Namen noch nicht zu kennen, vielleicht eine Vorstellung seinerseits verpasst zu haben. Nunja, ein kleines Spiel, das sie gerne trieb, den anderen in falscher Sicherheit zu wiegen. Keineswegs aus Boshaftigkeit, vielmehr, weil man es seinem Gegenüber somit einfacher machte, sich der Gruppe zu öffnen. Natürlich, nicht immer klappte dieser Trick, aber einen Versuch war es wert. Aus den Augenwinkeln blickte sie kurz zu Selene, deren Anspannung spürbar war. Auch ihr versuchte sie mit ihren Worten etwas Ruhe zu vermitteln, es bestand kein Grund zur Aufregung, wie es schien.

[Bei Selene und Nocona]

Kalyani versuchte die Fragen ihres Bruders zu ignorieren, um ihm die Spannung zu lassen. Er würde schon früh genug sehen, wo sie ihn hinführte. Die Katze stand nun vor der steilen Felswand und blickte nach oben, wo der Höhleneingang zu sehen war. Er war einige Meter über dem Boden und deswegen schwer zu erreichen – sogar für zwei so mächtige und doch recht großen Wesen wie Kalyani und Imiak. Kurz schaute sie ihren Bruder an. Dann schob sie mit aller Wucht einen großen, von der Sonne vergilbten Stein unter den Höhleneingang. Wirklich viel half das nicht..

“Siehst du die Höhle? Da wollen wir rein!“

,meinte Kalyani zu ihrem Bruder, obwohl er den Höhleneingang sicher schon gesehen hatte und auch sicher schon begriffen, was seine Schwester vorhatte. Den Blick fest auf den Höhleneingang gerichtet, lief Kalyani in Kreisen vor der Felswand. Wenn sie jetzt versuchte mit einem Sprung an den Eingang zu kommen und es nicht schaffte, würde das ganz sicher für Spot von Imiaks Seite sorgen. Aber wenn sie es schaffte? Kalyani schnurrte leise, ging ein paar Schritte zurück, an ihrem Bruder vorbei, nahm Anlauf und sprang dann von dem Felsen ab an die Wand. Einmal schaffte sie es, sich mit ihren mächtigen Pranken von der Wand nach oben abzustoßen und hing dann am Eingang, die Hinterläufe baumelten in der Luft. Japsend krallte sich die Katze an den Felsen und versuchte ihren schweren Körper nach oben zu ziehen. Ein- zwei Mal wäre sie beinahe abgerutscht, schaffte es dann aber endlich die Schwerkraft zu besiegen und stand siegessicher im Eingang. Von dort schaute sie auf ihren Bruder runter.

“Los! Komm endlich, worauf wartest du, das war eine Kleinigkeit!“

...Obwohl es das eigentlich nicht gewesen war... Kalyani drehte sich um und schaute in die dunkle Höhle. Da ihre Augen sich noch an das mangelnde Licht gewöhnen musste, sah sie nichts als einen schwarzen Schatten. Sie wollte auf ihren Bruder warten, bis sie sich in diese Dunkelheit wagte.

[ist am Höhleneingang, wartet auf ihren Bruder Imiak]

Nocona behielt die beiden Tigerinnen im Auge, währenddessen er auf eine Antwort der Älteren wartete. Er spürte eine leichte Anspannung auf Seiten der jüngeren Tigerin, doch das war zu erwarten gewesen. Auch Nocona war keineswegs entspannt, im Gegenteil sein ganzer Körper schien angespannt zu sein, wobei das wahrscheinlich eher mit der Tatsache zusammen hing, dass er immer noch sehr durstig war und unbedingt Wasser benötigte. Seine Ohren drehten sich in Richtung der älteren Tigerin und horchten ihren Worten.

Interessant...das hier ist also wirklich eine Art von Rudel...mmh, was soll ich jetzt machen? Soll ich sie fragen, wo es Wasser gibt, oder soll ich mich ihnen womöglich sogar anschließen?...

Noconas zuckte unsicher mit seiner Schwanzspitze und setzte sich dann plötzlich hin. Vielleicht erschien es den beiden Tigerinnen unhöflich, dass er sich vor ihnen hinsetzte, doch er konnte im Sitzen einfach besser überlegen. Ihm fiel auf, dass er der Tigerin seinen Namen noch gar nicht wiederholt hatte. Mit etwas ruhigeren Stimme sagte er:

"Ich danke euch, dass ihr mir mein Frage beantwortet habt. Mein Name ist Nocona..."

Dann machte er eine Pause und blickte um sich. Er schaute sich die Gräser an, die noch immer gelb waren und er blickte auf die vielen Prankenabdrücke, die wahrscheinlich den anderen Tigern dieses Rudels gehörten. Er spitzte horchend seine Ohren in der Hoffnung einpaar Vögel hören zu können und stand schließlich auf. Er hatte seine Entscheidung getroffen.

"Anfangs führte mich bloß der Durst in diese Gegend und somit in euer Revier...doch nun habe ich eine Bitte. Ich bitte euch um ein Platz in diesem Rudel, soweit ihr es mir gestattet."

Noconas Schwanzspitze zuckte leicht unruhig, aber er selber war völlig ruhig. Was sollte schon passieren, außer dass die Tigerin ihn abweisen konnte? Falls dies der Fall sein sollte, hätte er immer noch die Chance die beiden nach einer Wasserquelle zu fragen. Dennoch wünschte er sich in das Rudel aufgenommen zu werden, denn die Jahre der Einsamkeit hatten ihn fast vergessen lassen, dass es noch andere Welten zu entdecken gab, als nur die der Einsamkeit.

[bei Kumani&Selene/denkt nach/antwortet Kumani/bittet sie um Aufnahme]

Imiak so etwas wie Geduld beizubringen, hieße, selbst viel Geduld aufbringen zu müssen. Hibbelig scharwenzelte der Kater um die Katze herum, hinter ihr her und bekam sich gar nicht mehr ein vor lauter Neugierde. Bestimmt hatte Kalyani einen Baumstumpf für ihn gefunden, an dem er sich hemmungslos austoben konnte. Ja genau, das musste es sein – was denn auch sonst? Auf die Idee, dass es möglicherweise etwas viel aufregenderes als Baumstümpfe gab, musste der große Kater erst noch kommen, Zeit genug hatte er dazu ja noch.
Als man schließlich den Bestimmungsort zumindest ansatzweise erreichte, staunte Imiak ein wenig vor sich hin. Irgendetwas in ihm ließ sich die Magenwände zusammenziehen, gleichsam war es so, als fahre ihm ein Ast ganz zärtlich durch das nicht mehr flaumige Fell. Seltsame Empfindungen waren es, die sich in diesem Moment trafen – und es schien, als sollte dies nicht das letzte Mal sein, dass er sie empfinden konnte. Kalyani's Steinerückaktion bedachte er mit einem leisen und durchaus zufrieden wirkenden Grollen, das eigentlich immer dann erklang, wenn der Kater sich in einem Stadium höchster Entspannung – oder auch Erregung – befand. In welchem der beiden er war, ließ sich allerdings nur vermuten, denn der Blick der die Schwester traf, versuchte ihren Festzuhalten und schließlich wieder losließ, der hatte eine Sanftmut und Wärme, die so gar nicht zu dem Großen Kerl passen wollte, eher im Gegenteil, er wirkte beinahe fehl am Platze.

„Wollen wir...“

stellte er sanftmütig auf Kalyani's Aussage hin fest. Ja, irgendwie lag es auf der Tatze, dass man es „wollte“, vor allem aber hatte Kalyani für beide gesprochen. Das kam weit weniger oft vor, als man sich das vermutlich bei Geschwistern, gerade bei Wurfgeschwistern denken würde, aber es war eben so.

Dann aber tat sich ein neues Problem auf – wie bitte sollte man als Ausgewachsener Tiger sich da hochwuchten? Gut, Kalyani war leichter als er, dafür besaß der Tiger vermutlich ein erhebliches Maß mehr an Muskeln – an Masse derer, nicht an der Zahl, klar. Und Kalyani's Versuch drohte schon zu scheitern, ehe er richtig begonnen hatte, doch Imiak schloss die Augen und stellte sich Kalyani neben sich am Ziel vor. Das schien tatsächlich Früchte zu tragen, denn als der Kater das nächste mal die Augen öffnete, stand Kalyani wirklich am Ziel der kurzfristigen Träume. Innerlich bebte der Kater vor Stolz, vergaß aber darüber fast, dass ja auch er noch da hoch sollte. Zumindest solange, bis Kalyani ihn sachte aus seiner Starre weckte, indem sie herunter rief, er solle sich doch hochbequemen. Wäre Imiak ein Mensch, so hätte er nun wohl ob seines kurzzeitigen Wegseins geräuspert und hochgeschaut, so aber sah er nur hinauf und verzichtete auf Ersteres.

„Komm ja schon...“

warf er nach oben und schien mit einem Male wieder der verspielte und brummelige, nicht aber der Sanftmütige Imiak zu sein. Vielleicht verwirrte und verstörte ihn die Situation hier ganz einfach ein wenig, so dass er nicht er selbst sein konnte, so gern er es auch gewesen wäre. Ein Windhauch hielt ihn noch davon ab, sich abzuducken und sämtliche vorhandenen Sehnen anzuspannen, einen Moment später aber klappte es dann. Den Blick nach oben, schlich er ebenso geduckt zurück, um Anlauf zu nehmen.
Der Moment des Laufens währte recht lang, denn Imiak hatte den weitaus längsten Anlaufweg gewählt – hoffentlich nicht zu weit. Der Moment des Absprungs war indes ein recht kurzer. Kraftvoll sprang der durchaus Muskulöse Kater vom Boden ab, drückte sich hinauf und schien für einen Moment wirklich fliegen zu können. Und genau wie Kalyani hing auch der junge Kater zuerst unter dem Eingang, baumelte und schwang sich dann derart schwungvoll hinüber, dass Kalyani ihn sicher einen kleinen Tollpatsch schimpfen würde, wenn sie einige Jahre älter wäre.

„Da bin ich! Nun? WO ist der tolle Baum?“

motzte er nach einer Gedenksekunde liebenswürdigerweise die Schwester an und hievte sich auf die langen Pfoten. So. Und nun? Ob Imiak nun den Ton angeben würde, wenn Kalyani darauf bestand? Oder würde sich die große Entdeckerin das Ereignis nicht nehmen lassen...?


[erst unter, dann vor der Höhle, bei Kalyani]

Selenes Anspannung liess nach. Die Körperhaltung wurde etwas lockerer. Der Tiger war freundlich und wollte nichts Böses. Nocona also. Und wieder hatte sie recht. Es war doch selbstverständlich, jeden aufzunehmen. Wieder ein leises Schnauben ertönte. Selene musste sich daran gewöhnen, offen und freundlicher zu anderen zu sein. Sie versuchte sich zu benehmen, schliesslich ist sie auch einmal eine fremde Streunerin gewesen und wurde trotzdem herzlich Empfangen. Das hatte das Rudel wohl so an sich.

Sel schaute den Tiger an. Ihre anmutige Gestalt setzte sich für einen Augenblick hin. Ihre Schwanzspitze schlang sich elegant an ihren Körper. Sels aufmerksamer Blick stets auf dem Fremden geheftet.
Für einen Augenblick dachte sie nach. Es war wohl unhöflich, schweigend zuzusehen.

Die Trockenheit machte es uns nicht leicht. Aber die Quellen sind sich am erholen. Es sollte genügend Wasser für einen weiteren Tiger haben.

Sel hielt die Tatsache fest. Es war noch nicht all zu lange her, dass hier sehr trockene, Wüstenartige Verhältnisse waren. Aber sie versetzte sich immer in die Lage des Fremden. Ihr würde es gar nicht gefallen, mit grossem Durst von den Tigern abgelehnt zu werden. Oder vielleicht sogar kämpfen zu müssen, weil man die Reviergrenze überschritten hatte. Selenes Blick wanderte zu Kumani. Es war immer noch ihre Entscheidung, ob er bleiben durfte oder nicht.


[mit Nocona und Kumani auf dem Weg zur Quelle]

Kalyanis Ohren waren aufgerichtet und ihre Augen starrten in die dunkle Höhle. Es war fast unmöglich von dort, wo sie stand, zu sehen, was sich in der Höhle befand. Mit einem Rücken am Felsen, auf dem sie stand, machte sich ihr Bruder bemerkbar, der es auch mit einem Sprung geschafft hatte, den Eingang zu erreichen. Es machte sie fast ein wenig stolz. Es war ihr Bruder, der starke Tiger, der jetzt schon eine imposante Größe erreicht hatte. Kurz drehte die Katze ihren Kopf zu Imiak und schaute ihn an. Kurz berührte sie ihn mit ihrem Kopf am Kinn, wobei sie ein Schnurren nicht unterdrücken konnte. Sie war froh, dass er ihr Begleiter bei diesen Abenteuern war. Ohne ihn wäre es bei weitem nicht so spannend und angenehm. Seine Frage wegen dem Baumstamm ignorierte sie. Es war ja wohl offensichtlich, dass es sich hier nicht um ein Stück Holz drehte. Als Kalyani den Kopf hob, schaute sie kurz auf das Gebiet unter ihnen. Die Sonne schien erbarmungslos auf das Fell der Katze, ein leichter Wind wehte etwas Staub in ihre Nase. Sie nieste. Das Innere der Höhle war immer verlockender. Vielleicht gab es dort sogar etwas feuchten Boden, auf den man sich legen und ausruhen konnte. Eine Wasserquelle sogar? Die Katze schüttelte sich aufgeregt. Eine Höhle nur für die beiden! Geheim! Ein Ort, an dem man sich verstecken und ausruhen konnte.

“Lass uns mal schauen, was wir da drin alles finden. Vielleicht ist die Höhle ja richtig groß!“

Kalyani machte mit ihren schweren Pranken ein paar erste Schritte hinein. Sofort spürte sie, dass die Felsen, die in die Höhle führten, kühl und angenehm glatt waren. Und sie merkte auch, dass der Weg sie vor allem nach unten führen würde. Kurz drehte sie sich wieder nach ihrem Bruder um, um zu sehen, ob er ihr folgen würde. Aber auch ihn hatte wohl die Abenteuerlust gepackt, er würde auch dieses neue Gebiet mit ihr erforschen. Warum sollte er auch nicht?

Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Das Licht, das durch die Öffnung hinein fiel, schien viel heller als es von draußen gewirkt hatte. Ihr Blick glitt über die Steinwände und die Decke. Draußen gab es so dunkle Steine nicht mehr. Sie waren durch die Sonne fast gänzlich weiß, also nahm sich die Katze kurz einen Moment Zeit, die glatte Oberfläche zu mustern und kurz berührte sie einen Stein mit ihrer Nase. Er fühlte sich kühl, fast ein wenig feucht an. Langsam lief sie weiter hinein, es ging weiter hinab in Richtung Erde. Ihre feinen Ohren vernahmen aus dem dunklen Inneren der Höhle das Geräusch von Tropfen die auf Wasser fielen. Als das Licht schon kaum mehr ausreichte, um zu erkennen, wo es weiter ging, wurde Kaly langsamer und wartete auf ihren Bruder.

[Ist in die Höhle gelaufen, kann kaum etwas sehen, wartet auf Imiak]